„In uns, im Innern der Person, die Träger des Bewusstseins
ist, finden Erkenntnisprozesse und mentale Vorgänge statt, die
sehr viel reicher sind, als das Bewusstsein
wissen oder beschreiben kann.”
Tor Nørretranders
Selbstwirksamkeit erleben – Prozesse wirksam gestalten
Freitag, 20. April - Sonntag, 22. April 2012 in
Bremen
Protokolle zum Geschehen auf dem Jahrestreffen 2012 ¦ Teil 3 von 6
Nach dem Jahrestreffen
Diane Handke war 2012 zum ersten Mal auf einem Jahrestreffen.
Sie schrieb einen kurzen Bericht über ihre Erfahrungen und verbindet
darin die Themen Klientenzentrierte Gesprächsführung und
Selbstwirksamkeit:
So, nun habe ich meinen „kleinen” Beitrag fertig (er ist
doch ein wenig größer ausgefallen ;)). (Teil 2)
Berichts eines „Neulings” zum 26. Jahrestreffen
der Zukunftswerkstätten 2012
Das Gespräch: An einem Feiertag, welcher im Kreise der Familie zelebriert
wurde, traf ich auf eine entferntere Verwandte (Synonym: Marion), mit welcher
ich im Laufe des Nachmittags ins Gespräch kam. An späterer Stelle berichtete
sie mir, wie empört sie über ihre 11-jährige Tochter sei, weil diese es
nicht „zustande brächte” zu Feierlichkeiten ein Geschenk für die
betreffende Person zu organisieren (sei es selbst gekauft oder gebastelt).
Marion monierte ebenfalls, dass der Impuls etwas zu organisieren immer erst
von ihr ausgehen müsse und die Tochter generell nicht sehr bemüht wirke.
Ihr fehlendes Verständnis für die „Unmotiviertheit” ihrer Tochter
war deutlich zu erkennen. Ihre Fragestellung an mich entsprang folglich –
offensichtlich – auch aus diesem Blickwinkel heraus, nämlich der Tochter
zu verdeutlichen, dass das Beschenken (und die Beschaffung des Geschenks) eine
unumgängliche Selbstverständlichkeit sei, welcher sie Folge zu leisten habe.
In „klientenzentrierter Manier” (genaue Ausführungen würden hier
zu weit führen) erörterten wir gemeinsam die Situation der Tochter. Mit der
Zeit (und Ruhe) kristallisierten sich verschiedenartige Erkenntnisse heraus, wie zum
Beispiel, dass die Tochter jüngst erst auf das Gymnasium gekommen ist und sich dadurch
ihre Lernbelastung eher vergrößert habe; dass sie aber wie zuvor in „Haus
und Hof” zu Hause eingebunden ist usw.). Als diese Erkenntnisse immer gehäufter
auftraten, weitete sich das Verständnis der Mutter und wurde zudem noch offener, als
wir zu einer Auseinandersetzung über die Bedeutung von Geschenken und dessen
verschiedenen Vorstellungen kamen. (Hierbei stellten wir fest, dass Schenken in erster
Linie vom Herzen kommen sollte und dementsprechend eigentlich kein Zwang ausgeübt und
kein spezifischer Tag dazu vonnöten sein muss usw.)
In der weiteren Auseinandersetzung wirkte Marion zunehmend gelöster und
ließ vielfältige offenere Gedankengänge zu oder formulierte sie auch
selbst. Eine Erleichterung war ihr dabei deutlich auch äußerlich anzumerken
(Schmunzeln und Lachen über eigene „Unzulänglichkeiten”, über
festgefahrene Sichtweisen usw.).
Als das Ende dieses intensiven Gesprächs nahte, brachte Marion auf einer
„Metaebene” das Gespräch auf dem Punkt, indem sie sagte: „Du
wolltest, dass ich selbst so darüber nachdenke, oder?”
Genau an dieser Stelle sehe ich heute nicht nur eine latent erfolgreich geführte
„Klientenzentrierte Beratung / Gesprähsführung”, sondern ebenfalls
ein Gefühl von „Selbstwirksamkeit”, und zwar auf beiden Seiten.
Die Verwendbarkeit der klientenzentrierten Beratung als Entscheidungshilfe ist allgemein bei
emotionalen Entscheidungsschwierigkeiten gegeben (Straumann, 2007, S. 642; Brem-Gräser,
1993, S. 130). Dass diese Beratungsform wirksam ist, wurde ebenfalls mehrfach bestätigt
(siehe Tausch und Tausch;
Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie).
Dass der Klient am Ende zu einer ihm selbstgewählten
(klientenzentriert!), für ihn umsetzbaren Lösungsmöglichkeit ggf. aufgrund
einer Einstellungsänderung gelangt, ist das Ziel der Beratung. Dass er sich dabei
selbst zugleich als selbstwirksam erleben kann, ist mir unter anderem durch dieses Gespräch
und (noch deutlicher) im weiteren, durch die Beschäftigung mit dem Thema
"Selbstwirksamkeit" in den Kleingruppen sowie im Seminar des Jahrestreffens
deutlich geworden.
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