Im Gespräch Zukunftswerkstätten: Oasen im Alltag, aber sie kosten Geld

31.3.2005

Als Oasen zu aufwändig – es muss immer um ein konkretes Problem gehen

Sehr geehrter Herr Peters,

zufällig habe ich gerade Ihren Beitrag in der "AustauschBar" der Website zur Zukunftswerkstatt gelesen. Sie fragen, was man tun kann, damit auch Menschen an Zukunftswerkstätten teilnehmen können, die es sich nicht leisten können.

Ich möchte dazu zwei Gedanken äußern:

  1. Auch wenn es ein schöner Nebeneffekt ist, eine Art Abenteuerurlaub: eine Zukunftswerkstatt arbeitet an einer Sache und soll zu bestimmten Ergebnissen führen, es geht um die Gestaltung der Gesellschaft oder des Gemeinwesens. Als Oase im Alltag ist sie zu aufwändig. Wenn Sie den Menschen eine Oase bieten wollen, dann würde ich eher zu etwas raten, das die individuelle Entwicklung fördert. Selbsterfahrungs-, Körperarbeit-, Meditationsgruppen, Sprachgestaltung usw. bieten sich an. Gerade Langzeitarbeitslose brauchen so etwas, glaube ich.

    Es wäre aber verkehrt, als Freizeitgestaltung und zur persönlichen Seelenstärkung Zukunftswerkstätten zu machen. Es muss immer um ein konkretes Problem gehen, und ich würde hinzufügen: Es muss immer einen geben, der das Ergebnis wirklich haben will, zum Beispiel einen Politiker.

  2. Beim Verfahren Bürgergutachten erhalten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung und in Sonderfällen wird außerdem die Betreuung von Angehörigen (mit)finanziert oder sogar organisiert oder ein besonderer Verdienstausfall erstattet, ein Betriebshelfer bezahlt. Das soll es den im Zufallsverfahren ausgewählten Teilnehmern ermöglichen mitzumachen, und es soll den ernsthaften Arbeitscharakter betonen.

    Dazu braucht man natürlich einen Auftraggeber, der das Geld bereitstellt. Aber nur wer Geld ausgibt, zeigt, dass ihm die Beteiligung von Bürgern und das Ergebnis – das Bürgergutachten – wirklich wichtig und etwas wert ist. Dann werden auch die Ergebnisse eine praktische Bedeutung erlangen, dann ist die Arbeit der Bürger kein Trockenschwimmen und keine Spielerei.
Ich würde mich freuen zu hören, ob Ihnen diese Gedanken etwas gebracht haben.

Freundliche Grüße, Dr. Hilmar Sturm (München)


Antwort: Sich engagieren für andere Menschen in ähnlichen Situationen [ AustauschBar ]