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Auswertungen und Dokumentationen
von
Zukunftswerkstätten
Tagesaktuell 13.-20.11.2004 vom
Theater-Festival in Jena:
Zukunftswerkstätten auf der Utopie-Baustelle Jena
Teil 6
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Samstag/Sonntag 13./14.11.2004
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Montag 15.11.2004
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Dienstag 16.11.2004
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Mittwoch 17.11.2004
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Do.-Sa. 18.-20.11.2004
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Hintergrund: Utopien
Hintergrund: Utopien
Sieben Zitate, zu Zustimmung oder Widerspruch herausfordernd:
Ein Ort für Utopien
Die
Renaissance der Utopien,
wie es ein aktueller Buchtitel verspricht – ist sie
gekommen? Werden Utopien nicht länger als Spinnereien oder Firlefanz abgetan,
die innerhalb von zielgerichteten Bildungsprozessen allenfalls als schmückendes
Beiwerk am Rande taugen?
"Da hätten wir sicher auch ohne diesen kreativen Umweg drauf kommen
können", klingt uns noch in den Ohren. So kommentierte es noch vor
kurzem (September 2004) ein Auftaggeber am Ende einer erfolgreichen
Zukunftswerkstatt. 130 Teilnehmende hatten sich nach 2 Tagen Arbeit zu 14
konkreten und vielversprechenden Veränderungsvorhaben in ihrem Verband
zusammengeschlossen. Ihr Bild eines Verbandes, in dem Wertschätzung und
freier Informationsfluss an Stelle von problematischen Strukturen im Zusammenhalt
von Haupt- und Ehrenamt treten, war nicht Utopie geblieben, sondern begann
bereits konkret zu werden.
Phantasie und Utopie - ein eng verknüpftes Paar in der Abfolge einer
Zukunftswerkstatt, dieser besonderen, beteiligungsorientierten
Methode.
Das Moderations-Team einer Zukunftswerkstatt regt dazu an, Phantasie und kreative
Kräfte auszuleben, um in Gruppenarbeit Vorstellungen von selbstgestalteter
Zukunft auszutauschen und Utopien zu entwickeln. Die Teilnehmenden beschreiben
ihre Utopien in fiktiven Geschichten, sie stellen sie mit dem eigenen Körper dar,
spielen sie mit verteilten Rollen oder gestalten sie als Kunstwerk. Wohlwollend
werden die Utopien in der nachfolgenden Phase begutachtet. Phantastisches und
Utopisches wird herausgelöst und in konkrete Veränderungspläne
oder Projektvorhaben mit realen Vorhaben und Verabredungen weiterentwickelt...
(Petra Eickhoff und
Stephan G. Geffers aus Köln)
Auszug aus dem "Utopien-Lesebuch", herausgegeben vom
Team Zukunftswerkstatt Köln
anlässlich der Utopie-Baustelle Jena.
Hintergrund: Utopien
Zwei Bücher
zum Thema Utopie erschienen im Jahr 2004, ob sie
zur Klärung hilfreich sind, steht noch aus, zu untersuchen:
- Rudolf Maresch, Florian Rötzer (Herausgeber):
"Renaissance
der Utopie" (Suhrkamp-Verlag Frankfurt/Main 2004)
- Helmut Böttiger:
"Nach den Utopien"
(Paul-Zsolnay-Verlag Wien 2004)
Rezension
Unser Kollege Alfred Auer (
JBZ
– Robert-Jungk-Bibliothek
für Zukunftsfragen in Salzburg) rezensierte das zuerst genannte Buch von
Maresch und Rötzer in der Zeitschrift
Pro Zukunft, Ausgabe 01/2005, als Nr. 54. Dort heißt es unter anderem:
"Die Frage ist nur, ob solch utopische Konzepte das Leben verändern können oder ob sie Relikte aus längst vergangenen Zeiten sind. Und – brauchen wir überhaupt utopische Ideale – oder reichen pragmatische Verbesserungsvorschläge aus, wie sie von Biokybernetikern oder den Cyberinformatikern kommen? Europa scheint dem Medientheoretiker Rudolf Maresch jedenfalls auffallend apathisch, leer und ausgebrannt, ohne Zuvetrsicht, dem 'Ende des utopischen Zeitalters' verfallen. [...] Aber Europa ist schließlich seit Morus, Hobbes, Marx und Rousseau Ursprung und Quelle utopischen Denkens. [...] Die Autoren gehen demnach davon aus, dass vergangene Utopien deswegen gescheitert sind, weil sie die Komplexität der sozialen Evolution und die Widersprüche der menschlichen Natur nicht beachtet haben." [Pro Zukunft 01/2005 aus Salzburg, S. 26-27]
Einige Visionen, die sich auch im Buch finden, werden in der Rezension genannt, unter anderem:
- Peter Glotz: Schweizer Geschichtsbuch des Jahres 2080
- Konrad Lischka: Businessplan für imaginäre Unterhaltungs-Umwelten
- Claus Legewie: Kontinent der Zukunft: Afrika als Vorzeige-Region der Welt
- Janko Röttgers: Internet in 50 Jahren mit Gnutella und Edonkey
- Florian Rötzer: Reise nach Parasitopia
Vielen Dank an das Team der
JBZ, das unsere Anregung zur Rezension
verwirklichte.
Querverweis zum Methodendschungel:
Zum Sinn der Utopiephase in der Zukunftswerkstatt –
Überschreiten von Realität
Ein Klassiker unter den Utopien bolo'bolo
sei hiermit mit einem kleinen Textauszug herzlich empfohlen –
vor einigen Wochen erst wiederentdeckt bei unseren Kollegen
Fritz Letsch in München:
"Ein bolo besteht aus seinen Wohn- und Werkstattgebäuden (sibi)
und aus einem landwirtschaftlichen Grundstück (kodu), die zusammen
seine Selbstversorgung garantieren. Die landwirtschaftliche Basis kann auch aus
Weiden, Alpen, Fischgewässern, Jagdgründen, Palmenhainen, Algenkulturen,
Sammelgebieten usw. bestehen, je nach geografischen Bedingungen. Das bolo
ist weitgehend selbständig, was die Versorgung mit Gütern des
täglichen Bedarfs, vor allem mit Lebensmitteln, betrifft. Es kann auch seine
Gebäude und Maschinen selber unterhalten und reparieren. Damit es die
Gastfreundschaft (sila) gewährleisten kann, muss es im Stande sein,
zusätzlich 30 bis 50 Gäste oder Durchreisende mitzuversorgen.
Selbstversorgung bedeutet keineswegs Isolation oder Verzicht. Die bolos
sind im Gegenteil Zentren vielfältiger Beziehungen nach außen. Sie
schließen Tauschabkommen mit anderen bolos ab und gelangen dadurch
zu einem größeren Reichtum an Lebensmitteln oder Diensstleistungen (siehe:
feno). Diese Zusammenarbeit kann bi- oder multilateral sein und wird nicht
durch eine zentrale Organisation geplant. Die bolos können, gerade,
weil sie selbständig sind, frei wählen, ob sie mehr oder weniger autark
oder kooperativ sein wollen. Entscheidend ist dabei ihr Lebensstil (nima).
[...] können Reisende für die Gastgeber ein großer Gewinn
sein. Reisen kann sogar als eine Art 'Arbeit' betrachtet werden, die man für
sich und andere leistet. Reisende sorgen dafür, dass Neuigkeiten, Kenntnisse,
Moden, Ideen, Geschichten, Produkte usw. zirkulieren. Reisen ist eine
persönliche Form der Kommunikation, vor allem, da sie nicht mehr unter
Zeitdruck stattfindet."
Auszug aus dem Buch von p.m. "bolo'bolo" erweiterte und
verbesserte Auflage, Zürich (CH) (Verlag Paranoia City) 1986
Zukunftswerkstätten auf der Utopie-Baustelle Jena
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