25.2.2006

Funktioniert Zukunftswerkstatt nur mit höchstens 32 Personen?

Im Gespräch In einer höchst interessanten Veröffentlichungen über Zukunftswerkstatt-Erfahrungen in Nicaragua lese ich, dass Zukunftswerkstatt nur mit höchstens 32 Personen funktioniere, und dies ruft meinen Widerspruch heraus. Welcher Erfahrungen haben andere Zukunftswerkstatt-Moderatorinnen und Moderatoren in Ihrer Arbeit gemacht?

Sicherlich benötigt eine Großgruppenmoderation ein spezieles Konzept, das über eine gewohnte Zukunftswerkstatt-Moderation hinausgeht. Ich lade dazu ein, in die Diskussion einzusteigen, wie es mit größen Gruppen erfolgreich gelingt, Zukunftswerkstätten zu moderieren. Denn es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, sich eine Zukunftswerkstatt-Moderation mit jeder Gruppengröße zuzutrauen. Aus meiner eigenen Erfahrung trage ich drei unterschiedliche Settings bei:
  1. September 2004 in Schwerin: ca. 110 Teilnehmerinnen/Teilnehmer, 8 Moderatorinnen/Moderatoren, zweieinhalb Tage Dauer (Freitag 16:00 bis Sonntag 15:00 Uhr)
    • Einstimmungsphase im Großplenum (ca. 4 Stunden)
    • Kritik- und Phantasiephase in 4 parallelen Teilplena (ca. 7 Stunden)
    • Zusammenführen aller Phantasie-Kunstwerke in einer gemeinsamen Präsentation (ca. 2 Stunden)
    • Verwirklichungsphase und Ergebnis-Präsentation im Großplenum (ca. 5 Stunden)

  2. Oktober 2004 in Potsdam: ca. 60 Teilnehmerinnen/Teilnehmer, 3 Moderatorinnen/Moderatoren, eintägige Dauer (10:00 - 17:00 Uhr)
    • Einstimmungs- und Kritikphase im Großplenum (ca. 1 Stunde)
    • Phantasiephase in 3 parallelen Teilplena (ca. 2 Stunden)
    • Zusammenführen aller Ideen in gemeinsamer Präsentation, Verwirklichungsphase und Ergebnispräsentation im Großplenum (ca. 3 Stunden)

    Pin Querverweis zur [ Galerie ] mit Bildern und Ablauf-Plakaten aus dieser Zukunftswerkstatt in Potsdam.

  3. Oktober 2005 in Aachen: ca. 60 Teilnehmerinnen/Teilnehmer, 5 Moderatorinnen/Moderatoren, zwei Tage Dauer (Samstag 10:00 - Sonntag 17:00 Uhr)
    • Einstimmungs- und Kritikphase in einem vorgelagerten Prozess (mobile Büros im Stadtteil); Kritik-Zuspitzung im Großplenum (ca. 1 Stunde)
    • Phantasiephase in 3 parallelen Teilplena (ca. 4 Stunden)
    • Zusammenführen aller Phantasie-Kunstwerke in einer gemeinsamen Präsentation (ca. 1 Stunde)
    • Übergang zwischen Phantasie- und Verwirklichungsphase in 3 parallelen Teilplena (ca. 1 Stunde)
    • Verwirklichungsphase und Ergebnis-Präsentation im Großplenum (ca. 5 Stunden)

    Pin Querverweis zur [ Praxis ] mit Details zu diesem mehrmonatigen Zukunftswerkstatt-Prozess in Aachen.

Wie offensichtlich ist, benötigt eine "große" Zukunftswerkstatt auch ein größeres Team in der Moderationsverantwortung. Als Idealformel hat sich herausgestellt: Zwei Moderationspersonen je 25 Teilnehmenden plus eine Moderationsperson extra zum Auffangen derjenigen, die in der großen Gruppe und in der großen Themenfülle zusätzliche Orientierung benötigen.

Ich habe große Zukunftswerkstätten als sehr bereichernd und mitreißend erlebt und kann empfehlen, Erfahrungen damit zu machen und weiterzugeben. Deshalb freue ich mich auf Zustimmung oder Widerspruch, Auseinandersetzung und Erweiterung an der AustauschBar.

Stephan G. Geffers


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